Werft-Chronik

“Zu Klosters Zeiten” haben am Schiffmachersland wohnende und schaffende Schiffmacher die sogenannten “Segner”, Fuhr- u. Segelschiffe gebaut. In jenen, nicht immer sehr gesegneten Zeiten nach dem 30-Jährigen Krieg und im 18. Jahrhundert hatten sie zwar gut verdient, aber auch viel vertrunken, so daß später nur noch der Name blieb für das Gewann am Seeufer auf der Südseite der Insel. Es ist heut noch das “Schiffmachersland”.

Isidor Beck, geb. am 20.6.1877, aus dem alten Geschlecht der Schiffmacher-Becken, hat das Gewerbe wieder aufgegriffen, hat beim Vetter in Niederzell gelernt und mit 19 Jahren wieder am alten Schiffmacherplatz im baufälligen Hause mit einer kleinen Werkstatt und viel Schulden, gutem Willen und sehr, sehr viel Fleiß erneut das Bootsbauen angefangen.

Aber das Gelände war eng. Der Betrieb konnte nur schwer wachsen und sich ausbreiten. Trotzdem hat es Isidor Beck geschafft. Er hat noch Baugrund hinzu nehmen können, hat ein altes, vor seinem Anwesen nahe der Werft-Ablaufbahn gelegenes Haus, abreißen u. neu bauen können. Er hat das Hafen- und Werftareal in den See hinein als Anlegestelle ausgebaut, Winterlager- und Holzlager-Schuppen und Werkstätte neu errichtet. Von den sechs Kindern (3 Töchter u. 3 Söhne, 1 Sohn ist als Baby gestorben), mußten die Söhne Emil u. Franz natürlich auch das Bootsbauer-Handwerk erlernen. (Anderweitige Berufwünsche wurden vom Vater entschieden abgewehrt).

1935 ging die Werft dann in die Hände dieser Söhne über. Aber Vater Isidor hatte immer noch ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Wegen der damaligen “Wirtschaftskrise”, die Aufträge blieben aus, hat man der Werft eine Bootsvermietung angegliedert – u. später eine See-Tankstelle. Nach den mageren wassersportlosen Kriegsjahren hat es dann in den 50er-Jahren “geboomt”.

Neben den altbewährten Klinker-Flachboden-Ruderbooten für die Sport- und Berufsfischerei und als Familienboote, die sich am Bodensee bestens bewähren, wurden auf Bestellung Segelboote vom Piraten bis zur 8m KR-Yacht, sowie Motorboote vom Aussenbord-Motorboot bis zum Motorkreuzer gebaut. Meist in Massivholz-Mahagoni, aber auch in Sperrholz-Bauweise. Ein gut gefülltes Winterlager brachte viele Reparaturen und Generalüberholungen. Erfolgreiche 30 qm-Schärenkreuzer, 6 m R-Yachten, und Nat. 75 qm -Yachten vom Bodensee wurden betreut, überholt und umgebaut.

Franz Beck war Vorsitzender des 1960 gegründeten Verband der Bootsbauer am Bodensee.

Zur damaligen Zeit wurde “Glas” als Baustoff für Boote angepriesen. Den Verkäufern dieser Ware wurde bei den Beck’s entschieden die Tür gewiesen. In diesen Werkstoff hatte man absolut kein Vertrauen.

Dazu kam die große Sorge um den Fortbestand der Werft. Franz hatte “nur” 2 Töchter und Emil war kinderlos.

Vielleicht wurde ein wenig Schicksal gespielt, indem man 1952 zwei Lehrlinge einstellte. Und siehe da, es hat funktioniert. Ein Lehrling fand Gefallen an der älteren Tochter Erika- und 1966 wurde die Meisterprüfung gemacht und geheiratet.

Es handelt sich natürlich um den Inhaber Friederich Winterhalter der die Werft seit 1973 mit Ehefrau Erika führte. Nun begann die Kunststoff- und 30er-Ära der Werft. Als Meisterstück baute er einen 30qm-Schärenkreuzer, aus massiv Mahagoni konventionell geplankt und mit Spruce-Holz-Mast, die ” Bijou I “.

1970 einen zweiten in Leistenbauweise, von dem die Form für GFK-Rümpfe abgenommen wurde, die ” Bijou II “. Diese wurde nach erfolgreichen Regatta-Jahren an den Michigan-See in die USA verkauft. Von 1972 bis 1992 verließen ca. 30 neue 30qm-Schärenreuzer des “Bijou-Typs” mit GFK-Rumpf und Holzaufbauten die Werft. Sie wurden vom Genfer- bis zu den Bayrischen Seen und von der Ost- und Nordsee bis in die USA an die Grossen Seen und in die Chasapeac Bay am Atlantik geliefert.

Daneben wurden jährlich ca. acht bis zehn neue Fischergondeln in GFK gebaut. Auch ab und zu ein Ruder- oder Paddelboot in traditioneller Holzbauweise in Lärche oder Mahagoni massiv geklinkert oder karweel geplankt. Es wurden und werden Holz- und Gfk-Boote repariert, restauriert, lackiert und generalüberholt. Motoren eingebaut und Riggs hergestellt und erneuert.

Heute werden die Holzboote mit Furnieren und Epoxydharz in Schichtbauweise über Mallen-Gerippe mit Vakuumtechnik formverleimt. Auch alte Holzyachten werden so mit Furnieren überzogen und sehen dann wieder wie neu aus. Ein S-40m²-Schärenkreuzer wurde konstruiert und formverleimt und eine Gfk-Negativ-Form abgenommen. Dasselbe mit einem 10-Meter Motorboot für Arbeits- und Vergnügungszwecke. Auch Rennjollen aus Sperrholz wurden gebaut.

1988 hat Rolf Winterhalter die Ausbildung als Bootsbauer in der Bootswerft Beck begonnen. Er hat mehrere Internationale Contender (Einmann Trapezjolle) formverleimt und 1996 die Meisterprüfung in Lübeck abgelegt.

1997 wurde das 100 Jährige Werft-Jubiläum gefeiert.

Ehrenurkunde zum 100-jährigen Jubiläum

1998 konstruierte er die 990er Segelyacht mit elekto-hydraulischer Hubkielanlage. Von diesem Typ wird jährlich ein Boot mit Gfk- oder Mahagoni-Rümpfen in Holz ausgebaut.

1999 versank die Werft im Bodensee-Hochwasser.
Die Werkstatt und das Büro mußten geräumt und der Betrieb für ca. sechs Wochen eingestellt werden.

Dieses Ereignis riß ein nicht gerade kleines Loch in die Kasse. Dafür gab es, von der Politik im Wahlkampf “Hochwasserhilfe” genannt, einen Kredit zu 4,4% wenn ausreichende Sicherheiten geboten sind. Dieser sollte bis 2011 dann wieder getilgt sein.

Seit dem 01.01.2002 hat Rolf Winterhalter mit seiner Frau Regina die Werft in der vierten Generation übernommen.

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